Sonntag, 15. August 2010

A | E scheißegal Klasse

Finally, proudly present The Prodigy, last but not least denn längst wird am Line-up für nächstes Jahr gefeilt. Letztes Album "Invaders Must Die" ist das fünfte Album einer Band, die als Synonym dafür gilt, urbane Störbilder in das scheinbare Idyll zu transportieren: Na dann: Herzlich Willkommen in Rothenburg.

KLARA:  Prodigy also. Irgendwie hatte ich von Anfang an ein Bild aus der Zeitschrift Bravo aus den 90ern im Kopf: Keith Flint mit einem neongrünen Riesenpenis, heute dann aber mit einer Art weißen Keuschheitsgürtel? Ein wirklich seltsamer Widerspruch. Ansonsten ist Keith aber optisch das gleiche Reptil wie damals. In der Hand ein leuchtendes Dildo-Mikrofon in gelb. Das neonorangene Pendant hält Liam Howlett in den Händen und fordert seine Vodoo-People zum Tanz auf. Irgendwie lenkt mich anscheinend so einiges vom Wesentlichen, der Musik, ab. Will meinen: Wegen mir hätte man sich den Sonntag-Abend- und somit Festival-Headliner sparen können, aber dann wäre wohl so einigen Acid House und Techno-Fans unter dem Rockpublikum eine riesen Fetz entgangen. Denn ein Fest steigt da vorne gerade immer noch. Ein Erlebnis war´s schon, nicht mein größtes, denn irgendwie haben mich die Dildo und Penisgedanken vom Vodoohype abgelenkt, vielleicht auch der wilde Blitzgewitter-Overload (nicht von den Fotografen).
Naja "it´s over now", singen die Kollegen hinter mir und diskutieren über die Band die uns die letzten Jahre ähnlich enttäuscht hat und immernoch, wieviel nun Playback war oder eben nicht.
Ich bin gespannt, was der Raina zu berichten hat, der sich mit den Party-Peoplen in den ersten Reihen dem selbsternannten "Wunderkind" hingab.

REINA: Ja kommt mal runter von eurem hohen Ross, denn bereits eine halbe Stunde zuvor ging im gemeinen Volk elektronische Musik durch Mark und Bein. Ich hatte den Eindruck da würden welche für die ersten Reihen campen, aber klar The Prodigy ist beim Taubertal eher ein Fremdkörper. Wir wurden bereits mit angeblichen Interview- Ankündigungen beinah vom Weg abgebracht und am Ende waren sie eine halbe Stunde zuvor immernoch nicht am Platz. Sie werden kommen! Der Truck war ja auch längst aufgeflext (s. Video). Sie kamen und zwar in der S-Klasse. Gerüchte behaupten sie wollten die E Klasse am Flughafen nicht besteigen. Und ob bei dieser Show noch weite E's oder S. im Spiel war wer weiß. Agro sind sie allemal das braucht es auch und: No guys, "take me to the hospital" ist eben nicht euer heftigster Track. Der Firestarter Beat ist in beinah jedem fünften Lied vertreten, sagt Alles, mehr braucht es scheinbar nicht. The Prodigy ist kein Lebensgefühl, es ist Ausbruch! 

An alle da draussen: Gutes Runterkommen und wir sehen uns nächstes Jahr die Bandauswahl ist wieder 1. A das kann ich euch vorhersagen!
KLARA und REINA sagen: Tschüss und auf Wiedersehen lasst es euch gut ergehen!

HYPE | HIVES

Die schwedische Alternative-Rockband um die Gebrüder Almqvist lockt mit einem "best live band in the world"-Titel des Spin Magazins und einer Positionierung Pelles unter den "50 Greatest Frontmen of all time". Die Erwartungen liegen trotzdem nicht allzu hoch, da wir sie vorab in einer Art Mainstream-Kategorie eingeschubladet haben. Ob sich dies bestätigt hat? Durchaus nicht.

KLARA: Entertaining Bitch. Pelle Almqvist wird zurecht als Frontman gehypet. Mit einem ähnlich großen Bewegungsradius, wie am Abend zuvor Skin von Skunk Anansie bespielt er wirklich die komplette Bühne, den Graben davor und auch die ersten Publikumsreihen. In maßgeschneiderten schwarz-weißen Anzügen im Matrosen-Stil, enternen sie die Bühne und prompt das gesamte Tal. Mit einer charmanten, aber durchaus fordernden Art, die vor Selbstvertrauen nur so strotzt verwandeln Pelle und die Hives das Open-Air in ein Tollhaus. Alle sind begeistert, v.a. die schwärmenden Fans der ersten Reihen, die oft vom Frontman hautnah besucht werden und von allen anderen Bandmitgliedern mit Stixs und schweiß-getränkten Handtüchern versorgt werden. Im Publikum wird sich energisch darum gestritten, so lange bis die Security-Männer einschreiten und liebevoll Handtücher vierteln und an die fanatischen Streithähne gerecht verteilen. Friede, Freude, Eierkuchen ohne Ironie. Selten eine so harmonische Halli-Galli-Drecksau-Feier gesehen, bei der die Tanzbewegungen bis hinter den zweiten Wellenbrecher getragen wurden, wo man eine ausladende schlammige WoodstockDarbietung bewundern konnte... tip top sagt die Klara!


REINA: "Meine Damen, meine Herren" sie waren fabelhaft. Nicht die einzigen deutschen Wörter, die der Frontmann drauf hat. Hier in der Crew wird er liebevoll Jim Carrey genannt (s. Fotos). Ja doch er hat tatsächlich was von einem Clown, nicht doch, Kletteräffchen. Am Ende hat er das linke Gerüst erklommen sowie den rechten Bassturm. Wir hätten ihm ein extra Gerüst hinstellen sollen. Artistisch sind auch seine Mikrofon-Jonglage-Einlagen. Er hat es einfach drauf, mit ordentlichem Schwung und zack mit der anderen Hand gefangen. Die extra beleuchteten, plastischen HIVES-Buchstaben im Hintergrund, großartig, echt schönes Panorama. Interessant war auch dass exakt nach dem dritten Song – die Stelle an der die Fotografen den Graben verlassen müssen – Pelle noch mal so richtig los legte. Damit habe ich wahrlich nicht gerechnet. Im wahrsten Sinne: Hut ab für diese Darbietung.

Meine lieben Prodigys es wird schwer, es wird wirklich hart, denn die Erfahrung hat gezeigt der letzte Gig des Abends ist auch gleichzeitig der Absacker. 
           

Räucherstäbchen | Hochzeit

The Gaslight Anthem verbindet eine enge Freundschaft mit Punkgroeßen wie Hot Water Music und scheinbar nun auch mit The Hives, denn diese treffen sich jetzt bereits vermehrt und die Freundschaft unter den jungen Bands wächst. Was haben wir zur 2005 gegründeten Band zu sagen...? 

REINA: Der Vergleich mit Bruce Springsteen in frühen Jahren ist ab sofort passé, denn diese Band hat sich längst hochgespielt. Gleich nach dem ersten Song "American Slang" wusste ich, dass ist der Hit. Es folgten noch drei Songs auf diesem Niveau. Was genau der Totenkopf im Band-Logo zu suchen hat, versteht man allerdings nicht. Aber die Sympathie zum FC St. Pauli ist voll zu unterstützen. Contra gibt es wieder für die Räucherstäbchen oben drauf, keine Ahnung was das soll.  

KLARA: The Gaslight Anthem. Vorab für mich das Highlight des Taubertal-Sonntags. Ja ich weiß, The Hives und The Prodigy wollen sich auch noch beweisen, aber ich glaube rein musikalisch hat sich meine Vorahnung derzeit bestätigt.
Vergleichbar sicherlich, wie Reina schon meinte, ist der Gesang mit einem jungen Bruce Springsteen. Im musikalischen Gesamtbild sind the Gaslight Anthem aber unstreitig verwandt mit Bands wie the Bouncing Souls. Parallelen hin oder her, war´s ein unglaublich ohren- und augenschmeichelnder Auftritt. Wenn´s jemand liest und ihm demnächst mal über den Weg läuft: Ich würde mich anbieten Brian Fellon zu heiraten. Dann kann ich ihm auch gern den bewunderten europäischen Sonntag-Nachmittags-Way-of-Life beibringen.

Danke für´s Talent und ab zu den Freunden von the Hives.

PUNK | ROCK

Die Opener des dritten und letzten Tages erfuellten ganz die Erwartung der Veranstalter. Denn zu einem ausgezeichnetem Line-up gehoert ein ausgepraegtes Warm-up. Dafuer braucht es keine Buehnen-Deko und auch kein Extra-Licht. Sogar der Gitarrist wird geteilt. Der muss erst mit No Use for a Name und dann mit Lagwagon an die Front.

KLARA: Ole ole double Punkrock-Show aus den Staaten. Die zwei Bands, die sowieso gemeinsam auf Tour sind, spielen auch hier im Paket und teilen sich doch tatsächlich sogar einen Gitarristen Chris Rest. Die kalifornischen Jungs spielten alle eine gute Mischung aus Hardcore und Melodycore, was durchaus viele Leute erreichte und auf den Platz holte.
Neben der ausgezogenen Hose bei Lagwagon blieb uns v.a. auch der Blick auf den Tal-Hang im Kurzzeitgedächtnis, da dort sich nach und nach immer mehr Securities positionierten, um den Leuten vom schlittrigen Matschhang herunter zu helfen. Manche hatten diese Hilfe wohl gar nicht nötig; die setzten sich aufeinander und rutschten auf einer vorgeplätteten Bahn jubelnd den Hang herunter. Der Matsch wird langsam zum Freund.

REINA: Also meine Sturm und Drang Phase ist offensichtlich vorbei. Spätestens nach dem ersten Drumset war ich dann auch wach. Was da jetzt genau Rock, Punk oder Hardcore ist weiß ich nicht. Die steife Brise zog mich eher runter, daher nun Kräfte sammeln.

Vorher noch Beschallung der Emergenza-Gewinner Hanatochiruran aus Japan: Ein herzliches Willkommen auf der Hauptbühne!

PRESSEKONFERENZ

Nach der verregneten Nacht und dem großartigen Fest mit Timid Tiger und Shantel im Steinbruch, gibt´s von uns den ersten Blog heute von der großen Pressekonferenz mit dem Umweltbeauftragten Florian Vogel, Hitradio Antenne 1 Moderator Andreas Schmitt, Pressebeauftragter Florian Zoll und Hauptorganisator Volker Hirsch:

Frisch im Tal angekommen, hörten wir uns den zweiten Teil der Pressekonferenz an.
Das Wetter und das daraus resultierende Matsch-Schlammthema wollen wir nicht großartig breittreten, vor allem weil jetzt die Sonne raus gekommen ist. Ihr erlebt es ja alle am eigenen Leib und wir haben euch schon heute Nacht informiert, dass der Veranstalter sich intensiv mit der Abreise der Leute am oberen Zeltplatz beschäftigt und alle Hebel und Traktoren in Bewegung setzt. Der Zeltplatz ist den Verantwortlichen selbst ein Dorn im Auge aber aktuell kann an dieser Lage nichts verändert werden "Wir haben großen Respekt und Achtung für alle da oben". Eine weitere wichtige Maßnahme bzgl. der tragischen Witterung hat sich seit Jahren und auch dieses Mal bewährt: Die Hackschnitzel. Nichts zu Essen, sondern wertvoller Bodenbelag. Dieser gute Rindemulch ermöglicht uns allen einen einigermaßen festen Boden auf dem gesamten Gelände. Dieser muss neben dem Müll natürlich, wieder abgetragen und aus der Erde rausgeholt werden, da sonst die Grünflächen veröden. Das ist der Start eines ganzjährigen Tanzes der Veranstalter, um die Grünzonen des wunderschönen Taubertals zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Ein ebenso ganzjähriger Auftrag ist der Kampf um das nächstjährige Programm. Schon die nächsten Wochen werden die ersten 500 Anfragen für das 16. Taubertal-Festival gestreut. Oft ergeben sich aber durch die internationale Reputation der Bands interessante Anfragen und Vorschläge: So war das Schwärmen für das Rothenburger Festival von Martha (Frontfrau von Die Happy) auf der Hochzeit von Pink dafür verantwortlich, dass dieser internationale Star die proportional kleinen Bretter unseres Festivals betrat. Muse und Radiohead seien aber dennoch sicher keine Option, so Volker Hirsch, da müsse man bescheiden und realistisch bleiben. Trotzdem bemüht man sich um ein immer konstantes publikumsanziehendes Programm für nächstes Jahr.
Der Vorverkauf für 2011 hat bereits gestern begonnen. Für die "Die-Hard-Taubertal-Fans" gibt´s die ersten 1000 Tickets für nur 79 Euro.

Samstag, 14. August 2010

ABSCHLEPPEN

Der Veranstalter verkuendet: Um eine reibungslose Abreise zu gewaehrleisten, muessen wir voraussichtlich alle Fahrzeuge, die wir AUF den Platz geschleppt haben, wieder VOM Gelaende ziehen. Dafuer nehmen wir die Hilfe zahlreicher Landwirte dankend in Anspruch. Um diesen Helfern die Chance zu geben, ihre Unkosten zu decken, wird das Abschleppen 5,00 € kosten. Danke für Euer Verstaendnis!

MANSCHETTEN | ZUGEKNOEPFT

Lass ihn doch er will doch nur spielen. Glitzer, glitzer, eine bunte Show, funky and groovy, aber definitiv nicht Funk Anansie. Jan Delay minifestierte sich zum Idol, ob es auch dauerhaft funktioniert zeigen die Jahre. Abgeschlossen ist sein Prozess noch nicht, doch gut produziert.    

KLARA: Der Herr Eißfeldt auf der Eiswiese. Hip-Hop, Reggae, Soul, Funk... Musikalisch perfekt und mit Wumms und Funk haben sie das Tal klar gemacht. Also zumindest die unfassbar gut zusammengestellte Band Disko No.1. Gepackt hats mich nicht, die breite Masse war aber allem Anschein nach hell auf begeistert und feierte Jan Delay und Co bis zum letzten Ton.

REINA: Glimmbimm und Highend-Technik machts möglich, wenn da noch eine zehnköpfige Band im Rücken spielt ist das Ensemble nicht nur massentauglich. Was da Coverversion zu suchen haben verstehe ich nicht, unterstützt aber sicherlich das Vorhaben einer ganzheitlichen Zielgruppe. Ich für meinen Teil bin da raus, aber ihr dürft gerne alle weiter dazu "tanzen und kuscheln". Neben seinen eigentlichen st. paulischen Einstellungen a la Agitations-Politik ist der Auftritt jugendfrei.

Wir wollen jetzt in den Steinbruch aber es regnet, wie war das auf diesem Schild "es gibt ein Leben nach dem Regen." 

STERN | SKIN

Ein glitzerndes Fest von Anfang an. Glitzernd und glamourös, energiegeladen und politisch zugleich. Die britische Band Skunk Anansie, schafft am frühen Abend den Sprung zum Höhepunkt des Tages, vielleicht sogar des ganzen Festivals? Wir beide, diesmal mitten unter den Fans, mitten im Publikum, vorne in den allerersten Reihen:

REINA: A Star was born. Danke, Universum. Skunk Anansie ist eine so brillante Band als sei sie schon immer da gewesen und ist für immer hier. Das wünsch ich mir. Denn bei all diesem Funkeln und dem Sternenhimmel im Bühnenhintergrund gab es keinen Zweifel daran, dass Skin ein wahrer Star ist. Wie oft habe ich nun vernommen dass die Männerwelt Ihr verfallen ist und auch die Frauen kommen zum Zug. Sie zeigte viel und anfassen war auch erwünscht aber nur einer hat es ihr angetan, der Kameramann. Der gute ist für sein Leben geprägt. Diese Frau verzaubert, hat Macht und ist kaum in Worte zu packen. Für mich ist sie ein androgynes Wesen und ich würde sie gerne mal in einem Science-Fiction-Film sehen, in der weibliche Hauptrolle versteht sich. Klara, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man diesen Auftritt toppen kann.

KLARA: Ja, Reina, ja. Allgemeine Euphorie macht sich breit. Post Orgasmic Chill. Die Energie die Skin verbreitet, reißt einen komplett mit: Man ist fasziniert, in jeglicher Hinsicht. Ein Wesen von einem anderen Stern. Die kahlrasierte Vokalistin schafft einen unglaublichen Spagat zwischen bellend rasanten Songs und gefühlvollen melancholischen Melodien. Elegant und feminin bewegt sie sich um den Mikroständer, flirtet mit der ganzen Masse und legt im nächsten Moment einen. Keinerlei Widerspruch, sondern absolute dialoge Symbiose, auch zwischen Skin und der Band. Grandiose emotionale Achterbahnfahrt, die wir beide uns aus der zweiten Reihe zwischen schwitzenden und feiernden Fans verabreichten. Das visuelle Highlight, wobei man bei diesem Gesamtstrahlen kaum ausmachen kann wo der Höhepunkt lag, war Skin stehend auf den starken Männerhänden der ersten Publikumsreihen.

Es würden einem noch tausende Lobeshymnen an dieser Stelle einfallen. Das komplette Bloggerzelt hier ist der Meinung, dass man das Festival eigentlich an dieser Stelle einfach beenden sollte: Wenn´s am schönsten ist und so...

15 | 30

Bad Religion ist in die Jahre gekommen es gibt lightbeer und einen Kasten Wasser. Nach 30 Jahren verstaendlich und mit dem 15. Album bestens geeignet für das 15. Taubertal. Ruhiger sind sie auch aber die Jugend wird immer wilder. Das Album "The dissent of man" knüpft an den gewohnten Sound an und erscheint am 25. September diesen Jahres. 

REINA: Die Men in Black (alias Security) waren für mich die wahren Helden. Deren Performance ist so dermaßen perfekt einstudiert, dass es einer Choreografie recht nah kommt. Manch Crowdsurfer scheint so süchtig zu sein, dass er jeden der Securities beim Namen kennt. Zum Ende hin war die Stimmung im Publikum so krass dass auch zig Mädels über die Köpfe getragen wurden schließlich auch ohne Oberbekleidung. Äh zurück zu den Herren, Sänger Greg Graffin erinnert Klara an einen Moderator, der gleich das Wetter ankündigt, aber bei mir kam kein frischer Wind an.


KLARA: Ja entweder er war mal Nachrichtensprecher oder Moderator einer amerikanischen Prime-Time-Talk-Show... weiß nicht was da für ein Kopfkino bei mir am Start ist. Deswegen enthalt ich mich an dieser Stelle. 


Weiter mit hohen Erwartungen an Skin und Skunk Anansie...


PLANET PAPRIKA | TAUBERTAL

Der deutsche Musikproduzent und DJ Stefan Hantel (Shantel) spielt heute tagsueber mit Band auf der Mainstage ein Set und wird dann zur spaeteren Stunde als After-Show-Act den wunderbaren Steinbruch beschallen. Ersteres haben wir erlebt, auf zweiteres freuen wir uns deshalb.

KLARA: Bisher durfte ich den Frankfurter nur als DJ live erleben. Heute zum ersten Mal bei Tag und mit dem Bokuwina Club Orkestra: Großartig und unglaublich ansteckend. Wie ein osteuropäischer Virus infizierten Shantel und Band ihren Sound in jedes verfügbare Tanzbein. Spätestens bei der zweiten Runde Disko Partizani stand selbst der komplette Hang und wippte mit. Nicht meine Lieblingsmusik, aber gut war´s. Verbundenheit schon allein, weil der Stefan Grafikdesigner ist und Bewunderung, weil er mit seiner Musik und seiner  Arbeit bei wirklich vielen tollen Projekten mitmischt.

REINA: Und die russischen Stimmen waren so verlockend dass sie mir tatsächlich Gänsehaut bereiteten. Diese Damen beflügelten auch mein Tanzbein, was heißen mag dass zig 1000 die Hüften kreisten. Fazit: Shantels Beat macht den Kopf frei. Hoffe das Wetter hellt, er wird und so oder so einheizen.

Nach dieser Frohmusik auf zu heftigen Klängen der Bad Religions deren Texte auch mehr Hirnaktivität auslösen.

SONNE | SONNE ?

Die Herrschaften von Mad Caddies haben auch im Taubertal ihrem Label Fat Wreck Chords alle Ehre gemacht. Im Stil ihrer letzten beiden Alben war der Auftritt zwar weniger Hardcore-Skapunk, sondern eher Pop-orientierter, etwas langsamer als zu harten Skazeiten, aber dennoch durch die weiterhin dominanten Punk- und Jazz-Elemente gut tanzbar und stimmungssteigernd. Auch die ernsteren Texte stehen den Herren gut und so sang das ganze Tal bei nahezu philosophischen Songs, wie "State of mind" jede textzeile hinhgebungsvoll mit. Auch visuell war´s ein niveauvoller Augenschmaus, nicht unbedingt wegen den alten Männern (sorry guys), sondern eher aus musikalischer Sicht: Fliegende Künstlerhände über allen Instrumenten, wie der wundervollen silbernen Trompete von Keith Douglas und auch die nostalgischen orangenen Oranange-Verstärkern im Hintergrund erfreuten den Musikliebhaber sehr. Neben ihrer sonnigen kalifornischen Art bewiesen Mad Caddies auch auf charmante Weise Fanrespekt und verteilten am Ende der gelungenen Vorstellung ihre handgeschriebenen Setlisten und ihre restlichen Getränke an das glückliche verschwitzte Publikum auf dem sonnigen Platz. DIE KLARA

So viel hier nun im Alleingang von der Klara, weil der Reina in der Zeit Zeltplatzgeschichten schrieb...
auf zu Shantel

ZELT | SPIELSTÄTTE

Der kleine Zeltplatz direkt am Festival wurde mir als harmlos prophezeit, dies sei mal so dahingestellt. Die Showeinlagen waren allemal unterhaltsam. Eine Planstadt, die mit der Einwohnerzahl, die lieblichen Gemeinden der Region in den Schatten stellt.

Klara ist raus weil sie eindeutig vorbelastet ist (den ersten echten Kuss, gab´s da direkt neben der Wackelbrücke).

REINA: Die Brücke zum Zeltplatz gleicht dem Pfad ins Nirvana. Zur Begrüßung lieferten sich Banana Joe und Indianer Jones einen Freefight. Im Hintergrund spielte das Piss Quartett, irgendwo fiel der Bierdosenvorhang, dagegen stach mir "Friss meine Kacke" - in Neonschrift auf dem T-Shirt eines Jünglings - derb ins Auge. Auf dem matschigen Fluchtweg gab es, Dank eines aufmerksamen Zeltplatz-Bewohners, keine Verletzte, da dieser ein gelbes Warnschild: "Vorsicht Rutschgefahr!", mittig platzierte.
Vermutlich braucht es immer einen gewissen Dauerpegel um diese spezielle Atmosphäre Willkommen zu heißen. Falls der Proviant knapp wird kann man im Basar-eigenen Supermarkt Nachschub besorgen. Sind die Dosen dann leer eignen sie sich scheinbar auch bestens als Wurfobjekt gegen unbeliebte Künstler im On3-Radio Interview.
Manch einer bewahrt in der Tauber einen kühlen Kopf. Gut dass dieses wilde Gewässer flach ist.

... ich bin bereit für den großen (skurillen) Zeltplatz.  
  

FETT | WEG

Die 3 Nordlichter in neuer CI: orange, cyan und weiss. Die zwei live-Alben im Ruecken und einem enormen Erfolg im deutschsprachigen Raum, scheinen die drei grau gewordenen Herren doch immer noch jung geblieben zu sein. Auch der Stil scheint noch der gleiche oder zumindest durchgehend erkennbar zu bleiben, auch wenn sie hier vor Ort mit den "Deichkind"-Lieder den Einstieg vagten:

KLARA: Laute Parolen und lahme running-gag-Fragen, wie "Seid ihr erregt?" kennzeichneten den Auftritt der fetten Brote aus der Hansestadt. Mit einem, für mich persönlich, sehr schwachen Einstieg in einen noch schmalbruestigeren Mittelteil hielten König Boris, Dr. Renz und Bjoern Beton die ganze willige Tal-Masse trotzdem auf Trab. Nach dem ausbleibenden Galopp, trotz dem naiv einstudierten Getänzel der Jungs und einer also insgesamt durchschnittlichen Aufführung verließen die 3 Schneeballen relativ flott die Szenerie: Falsche Entscheidung?
Stille.
Kaum Zugabe-Rufe, ein nahezu schweigendes Publikum, verharrte vor der Main-Stage. Die Frage die sich dort wohl in allen Koepfen breit machte: Wer trifft die Entscheidung, wer gibt sich als erstes die "Bloese"? Das Publikum oder die Band?
"Jein!?- Soll ich´s wirklich machen oder lass ich´s lieber sein...?" Mit einer nahezu eigenen Spottdichtung, einer Art Karikatur und Satire auf die Situation passend, sangen die Broeter sich aus der Zugaben-Stille heraus und retteten, den sonst wohl als gewöhnlich beurteilten Gesamteindruck des so erwartungstragenden "Hardliners".

REINA: Klara, Klappe! Ich hab dich doch nahezu jedes Lied mitsingen hoeren. Ok, dieses Spektakel musste wahrlich zunaechst verdaut werden. Denn die Stimmung glich einer Berg- und Talfahrt. Schuld waren wohl vor allem die langen Pausen und Witze, die mehrer Anlaeufe brauchten. Aber das Publikum hat ja beinah alle Spaeße ausführlichst mitgemacht. Es fehlten offensichtlich nur die "schwulen Maedchen". Zum Abschluss sagte der Typ hinter mir "einwandfrei!". Astrein war jedenfalls, dass sich die Hambuarcher nicht für ihre jungenhaften Gassenhauer schämten und finally "Nordisch by nature" spielten. Ob sie sich nun gerne selber hören oder gedopt waren sei dahin gestellt. Backstage machten sie sich jedenfalls mit einer gemeinsamen Runde Vodka Freunde in unserer Blogger-Crew.  

next?
Dr. Renz: "So und nun viel Spaß mit Metallica. Der James hat gesagt: Das wird eine geile Show."

Freitag, 13. August 2010

B_BELA | B_ANANE

Wer A sagt muss auch B sagen. Bela B nach dem Wechsel mit Ska-P groesserer Headliner? Wir sagen einstimmig NEIN. Im Ernst, wir haben ihm auch wirklich zugehoert aber irgendwann war der Code eindeutig: Bingo. Die Frage ist nur wieder: In welchem Kontext eigentlich? 

KLARA: Während dem Song eine Banane essen ist eine "komische" Challenge. Während dem Auftritt in nahezu jedem Satz und Lied mindestens einmal seinen eigenen Namen zu nennen ist auch komisch. Komisch. In Kombination mit Farin Urlaub und Rod in stillerer Position gefällt uns der selbsternannte B_Boss besser.

REINA: Wenn die anderen im Urlaub sind muss der Bela B ja auch irgendwie sein Essen verdienen. ich  schick ihn nach diesem Auftritt in den Dschungel. Die Quotenfrau war auch mit dabei, wobei ich ihn weniger für heterosexuell halte. Wie auch immer, es muss weiter gehen daher...

...erwarten wir wesentlich mehr von den sympathischen Nordlichtern.

JUNG | GROSS

Quiet little voices, der Titel der Single-Auskopplung aus der aktuellen LP These four walls, ist genauso bescheiden und authentisch wie die Jungs selbst... nur wenige Taubertal-Besucher hatten sich zu diesem unglaublichen, aber noch unbekannzten Schmakerl am Ende der Eiswiese eingefunden. Wir waren da:

KLARA: Unscheinbare schottische Jünglinge bei unserem bewussten Zwischenstop auf der Sound for Nature Bühne. Von der ersten Band auf der Waldbühne wurde viel erwartet und die Erwartungen wurden definitiv erfüllt: Sie waren vorher und auch nach ihrem Auftritt definitiv das beste Highlight des Tages. Tolle Indie-Rock-Klänge aus Edinburgh, die einen auf charmante Weise zeigen, wie junge Talente die alten Starallueriker in den Schatten stellen. Eine schöne Balance zwischen lospreschen und gefühlvollem Einpendeln. Schön.
Danke an "we were promised jetpacks"...

REINA: Auch mein Gewinner des Tages, allerdings stand ich damit in einer recht kleinen Menschenmenge, ich nehm an das es auch ein Favorit des Festival-Organisators Volker Hirsch war, denn er sagt "wenn ich nur meinen Geschmack erfüllen möchte, würde ich damit wohl ziemlich alleine sein". Die WWPJ standen jedenfalls wie eine 1 auf der "Sounds-For-Nature"- Bühne. Leute: Merken!  

...nach den souveraenen Schotten auf zum professionellen Pseudo-Headliner.

POLITISCH | KOSTUEMIERT

Da wurds kurzeitig politisch und skurril kostuemiert zugleich... Der Name der Band ist angeblich ein Wortspiel zwischen der Musikrichtung Ska-Punk und dem englischen Wort "escape"... war´s denn wirklich so zum Davonlaufen? Es wurde eher im Kreis gelaufen und getanzt.

KLARA: Anfaenglich dachten wir, wir bekaemen eh keine Message aus dem Medium Ska-P vermittelt, da uns baskisches Spanisch unglaublich böhmisch ist. Als aber die paepstliche Ansprache auf Deutsch vorgetragen wurde, wurd´s uns doch direkt zu "politisch". In Kombination mit den unfassbar hohen Lackplatteauschuhen, dachte man,... aha. Und als das Geisha-Kostüm auftauchte, dachte ich, oho...
Retrospektiv betrachtet kann man nur noch dazu sagen, dass das ganze durchaus verwirrungsstiftend war und abgeheftet wird unter: Eine politisch-angehauchte Spaßband die nur als solche ihre Berechtigung zum Moshpit hatten.

REINA: Das war mir eindeutig zu unkontrolliert und zu kostümiertes "Abhotten". Ska P im programmzeitlichen Austausch zu Bela B, da der vermutlich absichtlich im Stau steckte oder zu lang in seinem "goldenen Tourbus" fest saß (s. Interview mit Fettes Brot). Irgendwie wirkte es auch befremdlich nach dem authetischen Auftritt der La Brass Banda - Jungs.

Authentisch sollte es hoffentlich gleich wieder werden im schottischen Teil, nach bayrisch und baskisch...

SCHLIPS | LEDERHOSEN


"Oh oh, old man tour de hearts" - "Verstad mi do aner ned?" Verstehen oder nicht. Bierliebhaber sind beide Bands auf ihre Art und Weise und eins verbindet sie: Die Bayern lieben schon auf Grund ihrer Herkunft deutsches Bier, die Schweden wohl auch. EIn musikalischer Vergleich...

KLARA: Bayerischer Techno jodelt und posaunt durchs Tal: Die Ueberseer freuen sich in der "Heimat" zu spielen, wobei die Oberbayern sich doch gerade in Franken befinden. Das buntgemischte Taubertal-Voelkchen stoert sich an dieser geografischen Frage nicht und so tanzen Bananen und Hasen neben dem Nikolaus zu erst fremdartigen und doch heimelichen Gesaengen.
Besser verstaendlich waren für die meisten Ohren da eher die jungen Schweden, die im gepflegten Englisch und noch gepflegterem Outfit vor einer bedeutend leereren Eiswiese ihre "Kindermusik mit erwachsenen Texten" spielten.
Im Endeffekt gewinnt also die traditionelle Lederhose gegen Hemd und Schlips und vereint alle praesenten Musikgeschmaecker mit ihrem Balkan-Brass-Sound.
Sympatisch waren sie beide...

REINA: Ja klar waren auch nur Maenner. Beidseitig ordentlich und so unterschiedlich, dass sicherlich für Jeden was dabei war. Wobei man ja schon sagen muss, dass beim Wiesen-Reggae einfach mehr gute Laune aufkam als bei Friska Viljor. Ich bin jedenfalls eingestimmt und daher sag ich...

...auf zum nächsten Kaliber: Ska P

BIER | ZUGABE

The long way home - das gleichnamige aktuelle Album der Donots fuehrt sie auch dieses Jahr wieder nach Hause in ihr geliebtes Taubertal. Hier sind sie sich auch als Opener nicht zu schade und bringen schon um 14.30 die Festivalbesucher zum ersten Schlamm- und Mulch-Regen-Tanz.


REINA: Ingo von den Donots: "Ihr habt doch alle Gummistiefel an?! Die federn gut, das Taubertal-Gelände auch. Los gehts." Und die jungen Hüpfer plätten den Mulch und synchrone Armbewegungnen heben die Stimmung. Der Auftakt schallt in den Ohren nach. Ich als "Nichtkenner" bin überrascht, dass der Sound der Donots sehr wohl bekannt klingt. Ja gut, könnte so auch schon vor sieben Jahren dagewesen sein (Bemerkung: Waren sie auch zur Primetime). Als Opener eignen sich die Donots hervorragend und Geschenke in Banner zum 15. jährigen Geburtstag und das anschließende Freibier (!) unschlagbar.

KLARA: Das erste Geburstagsständchen kam also von den Donots, die Guten... die Band die wohl schon am häufigsten auf der Taubertal-Bühne das Tal zum Tanzen gebracht hat. Und egal zu welcher Uhrzeit sie spielen, füllen sie das Gelände im Grünen und das Publikum klatscht schon ab dem ersten Akkord jeden Takt mit. Geehrt wird die Festivalfreundschaft durch einen selbstgemachten "Donots-love-Taubertal"-Banner und auch die im Schlamm-stecken gebliebenen werden ebenso wie der Traktoren-Rettungsdienst gewürdigt: "Da weiß der Bauer für was er seinen Trecker gekauft hat." Das anschließende Freibier finden die einen unschlagbar, die anderen vermissen die Zugabe, da sie sich gern noch eine Runde Rock-Pop-Punk angehört und mehr hätten sehen wollen von den schönen nackten Oberkörper.

Wir sind gespannt wie die Schweden sich da jetzt anschließen.

HEY | SERVUS

Ich, Klara und ich, Reina werden mit dem jetzigen Startschuss zum Festival-Wochenende mit "reinen" und "klaren" Augen per liveticker auf dem offiziellen Taubertal-Blog virtuell per Wort und unterstützt durch Bild und Ton durch das Festival-Wochenende führen. Der Reina kommt mit reiner Weste das erste Mal ins grüne Tal und die Klara mit klarem Blick als alt-eingesessener Taubertaler.
Here we go!

REINAAlso ich war ja noch nie da, aber in Gedanken schon seit Jahren, der Weg war bereits vielversprechend und die Bierkonstruktionen phänomenal, vermutlich werde ich mich hiermit noch näher beschäftigen. Der Blick ins Tal und zur Burg (korrigiere: Altstadt) erfüllt bereits die Erwartungen.

KLARAIch für meinen Teil bin nicht ganz so jungfräulich blind wie der Raina, denn als gebürtige Rothenburgerin, bin ich vor Jahren viel dabei gewesen. Seit dem Jubiläum vor 5 Jahren bin ich nun wieder zum runden 15. Geburtstag im Tal und freue mich auf ein, wie gewohnt matschiges, aber großartiges Festival.

Ohne große Worte begeben wir uns nun gleich mal auf Erkundungstour und sind dann natürlich pünktlichst zum ersten Gig von den treuen Donots vor der Hauptbühne, um die ersten Eindrücke zu sammeln und euch einzufangen...

bis gleich
Reina und Klara

Donnerstag, 12. August 2010

OBEN PARKEN. UNTEN FEIERN.

Der veranstalter bittet alle ttf2010 Gaeste, Parkplaetze in der Stadt Rothenburg zu nutzen und mit den KOSTENLOSEN Bussen ins Tal zu fahren!

Probleme bei der Anreise

Aufgrund der Regenfaelle am heutigen Tag verzoegert sich die Anreise auf den Campingplatz, jedes Auto muss auf den Platz geschleppt werden. Die Landwirte der Region sind im Einsatz, das Alles wird noch sehr lange dauern. Wer noch nicht losgefahren ist, bleibt am besten zu Hause und kommt morgen erst auf's Festival! Danke!

Bald geht`s los!

Das Blog Team 2010 reist gerade aus allen Himmelsrichtungen zum Festival an.
Die ersten Videos sind schon gedreht, Bilder geknipst und auch auf Twitter und Facebook muss man nicht mehr lange warten, bis sich was tut.

Bis der Content hochgeladen ist bieten wir euch hier das Beste aus dem letzen Jahr.

Wir wünschen viel Spaß beim Festival und übergeben hiermit hochoffiziell den Blog 2010 an das Team.

Schöne Grüße,
das KARO-Team