Sonntag, 15. August 2010

A | E scheißegal Klasse

Finally, proudly present The Prodigy, last but not least denn längst wird am Line-up für nächstes Jahr gefeilt. Letztes Album "Invaders Must Die" ist das fünfte Album einer Band, die als Synonym dafür gilt, urbane Störbilder in das scheinbare Idyll zu transportieren: Na dann: Herzlich Willkommen in Rothenburg.

KLARA:  Prodigy also. Irgendwie hatte ich von Anfang an ein Bild aus der Zeitschrift Bravo aus den 90ern im Kopf: Keith Flint mit einem neongrünen Riesenpenis, heute dann aber mit einer Art weißen Keuschheitsgürtel? Ein wirklich seltsamer Widerspruch. Ansonsten ist Keith aber optisch das gleiche Reptil wie damals. In der Hand ein leuchtendes Dildo-Mikrofon in gelb. Das neonorangene Pendant hält Liam Howlett in den Händen und fordert seine Vodoo-People zum Tanz auf. Irgendwie lenkt mich anscheinend so einiges vom Wesentlichen, der Musik, ab. Will meinen: Wegen mir hätte man sich den Sonntag-Abend- und somit Festival-Headliner sparen können, aber dann wäre wohl so einigen Acid House und Techno-Fans unter dem Rockpublikum eine riesen Fetz entgangen. Denn ein Fest steigt da vorne gerade immer noch. Ein Erlebnis war´s schon, nicht mein größtes, denn irgendwie haben mich die Dildo und Penisgedanken vom Vodoohype abgelenkt, vielleicht auch der wilde Blitzgewitter-Overload (nicht von den Fotografen).
Naja "it´s over now", singen die Kollegen hinter mir und diskutieren über die Band die uns die letzten Jahre ähnlich enttäuscht hat und immernoch, wieviel nun Playback war oder eben nicht.
Ich bin gespannt, was der Raina zu berichten hat, der sich mit den Party-Peoplen in den ersten Reihen dem selbsternannten "Wunderkind" hingab.

REINA: Ja kommt mal runter von eurem hohen Ross, denn bereits eine halbe Stunde zuvor ging im gemeinen Volk elektronische Musik durch Mark und Bein. Ich hatte den Eindruck da würden welche für die ersten Reihen campen, aber klar The Prodigy ist beim Taubertal eher ein Fremdkörper. Wir wurden bereits mit angeblichen Interview- Ankündigungen beinah vom Weg abgebracht und am Ende waren sie eine halbe Stunde zuvor immernoch nicht am Platz. Sie werden kommen! Der Truck war ja auch längst aufgeflext (s. Video). Sie kamen und zwar in der S-Klasse. Gerüchte behaupten sie wollten die E Klasse am Flughafen nicht besteigen. Und ob bei dieser Show noch weite E's oder S. im Spiel war wer weiß. Agro sind sie allemal das braucht es auch und: No guys, "take me to the hospital" ist eben nicht euer heftigster Track. Der Firestarter Beat ist in beinah jedem fünften Lied vertreten, sagt Alles, mehr braucht es scheinbar nicht. The Prodigy ist kein Lebensgefühl, es ist Ausbruch! 

An alle da draussen: Gutes Runterkommen und wir sehen uns nächstes Jahr die Bandauswahl ist wieder 1. A das kann ich euch vorhersagen!
KLARA und REINA sagen: Tschüss und auf Wiedersehen lasst es euch gut ergehen!

HYPE | HIVES

Die schwedische Alternative-Rockband um die Gebrüder Almqvist lockt mit einem "best live band in the world"-Titel des Spin Magazins und einer Positionierung Pelles unter den "50 Greatest Frontmen of all time". Die Erwartungen liegen trotzdem nicht allzu hoch, da wir sie vorab in einer Art Mainstream-Kategorie eingeschubladet haben. Ob sich dies bestätigt hat? Durchaus nicht.

KLARA: Entertaining Bitch. Pelle Almqvist wird zurecht als Frontman gehypet. Mit einem ähnlich großen Bewegungsradius, wie am Abend zuvor Skin von Skunk Anansie bespielt er wirklich die komplette Bühne, den Graben davor und auch die ersten Publikumsreihen. In maßgeschneiderten schwarz-weißen Anzügen im Matrosen-Stil, enternen sie die Bühne und prompt das gesamte Tal. Mit einer charmanten, aber durchaus fordernden Art, die vor Selbstvertrauen nur so strotzt verwandeln Pelle und die Hives das Open-Air in ein Tollhaus. Alle sind begeistert, v.a. die schwärmenden Fans der ersten Reihen, die oft vom Frontman hautnah besucht werden und von allen anderen Bandmitgliedern mit Stixs und schweiß-getränkten Handtüchern versorgt werden. Im Publikum wird sich energisch darum gestritten, so lange bis die Security-Männer einschreiten und liebevoll Handtücher vierteln und an die fanatischen Streithähne gerecht verteilen. Friede, Freude, Eierkuchen ohne Ironie. Selten eine so harmonische Halli-Galli-Drecksau-Feier gesehen, bei der die Tanzbewegungen bis hinter den zweiten Wellenbrecher getragen wurden, wo man eine ausladende schlammige WoodstockDarbietung bewundern konnte... tip top sagt die Klara!


REINA: "Meine Damen, meine Herren" sie waren fabelhaft. Nicht die einzigen deutschen Wörter, die der Frontmann drauf hat. Hier in der Crew wird er liebevoll Jim Carrey genannt (s. Fotos). Ja doch er hat tatsächlich was von einem Clown, nicht doch, Kletteräffchen. Am Ende hat er das linke Gerüst erklommen sowie den rechten Bassturm. Wir hätten ihm ein extra Gerüst hinstellen sollen. Artistisch sind auch seine Mikrofon-Jonglage-Einlagen. Er hat es einfach drauf, mit ordentlichem Schwung und zack mit der anderen Hand gefangen. Die extra beleuchteten, plastischen HIVES-Buchstaben im Hintergrund, großartig, echt schönes Panorama. Interessant war auch dass exakt nach dem dritten Song – die Stelle an der die Fotografen den Graben verlassen müssen – Pelle noch mal so richtig los legte. Damit habe ich wahrlich nicht gerechnet. Im wahrsten Sinne: Hut ab für diese Darbietung.

Meine lieben Prodigys es wird schwer, es wird wirklich hart, denn die Erfahrung hat gezeigt der letzte Gig des Abends ist auch gleichzeitig der Absacker. 
           

Räucherstäbchen | Hochzeit

The Gaslight Anthem verbindet eine enge Freundschaft mit Punkgroeßen wie Hot Water Music und scheinbar nun auch mit The Hives, denn diese treffen sich jetzt bereits vermehrt und die Freundschaft unter den jungen Bands wächst. Was haben wir zur 2005 gegründeten Band zu sagen...? 

REINA: Der Vergleich mit Bruce Springsteen in frühen Jahren ist ab sofort passé, denn diese Band hat sich längst hochgespielt. Gleich nach dem ersten Song "American Slang" wusste ich, dass ist der Hit. Es folgten noch drei Songs auf diesem Niveau. Was genau der Totenkopf im Band-Logo zu suchen hat, versteht man allerdings nicht. Aber die Sympathie zum FC St. Pauli ist voll zu unterstützen. Contra gibt es wieder für die Räucherstäbchen oben drauf, keine Ahnung was das soll.  

KLARA: The Gaslight Anthem. Vorab für mich das Highlight des Taubertal-Sonntags. Ja ich weiß, The Hives und The Prodigy wollen sich auch noch beweisen, aber ich glaube rein musikalisch hat sich meine Vorahnung derzeit bestätigt.
Vergleichbar sicherlich, wie Reina schon meinte, ist der Gesang mit einem jungen Bruce Springsteen. Im musikalischen Gesamtbild sind the Gaslight Anthem aber unstreitig verwandt mit Bands wie the Bouncing Souls. Parallelen hin oder her, war´s ein unglaublich ohren- und augenschmeichelnder Auftritt. Wenn´s jemand liest und ihm demnächst mal über den Weg läuft: Ich würde mich anbieten Brian Fellon zu heiraten. Dann kann ich ihm auch gern den bewunderten europäischen Sonntag-Nachmittags-Way-of-Life beibringen.

Danke für´s Talent und ab zu den Freunden von the Hives.

PUNK | ROCK

Die Opener des dritten und letzten Tages erfuellten ganz die Erwartung der Veranstalter. Denn zu einem ausgezeichnetem Line-up gehoert ein ausgepraegtes Warm-up. Dafuer braucht es keine Buehnen-Deko und auch kein Extra-Licht. Sogar der Gitarrist wird geteilt. Der muss erst mit No Use for a Name und dann mit Lagwagon an die Front.

KLARA: Ole ole double Punkrock-Show aus den Staaten. Die zwei Bands, die sowieso gemeinsam auf Tour sind, spielen auch hier im Paket und teilen sich doch tatsächlich sogar einen Gitarristen Chris Rest. Die kalifornischen Jungs spielten alle eine gute Mischung aus Hardcore und Melodycore, was durchaus viele Leute erreichte und auf den Platz holte.
Neben der ausgezogenen Hose bei Lagwagon blieb uns v.a. auch der Blick auf den Tal-Hang im Kurzzeitgedächtnis, da dort sich nach und nach immer mehr Securities positionierten, um den Leuten vom schlittrigen Matschhang herunter zu helfen. Manche hatten diese Hilfe wohl gar nicht nötig; die setzten sich aufeinander und rutschten auf einer vorgeplätteten Bahn jubelnd den Hang herunter. Der Matsch wird langsam zum Freund.

REINA: Also meine Sturm und Drang Phase ist offensichtlich vorbei. Spätestens nach dem ersten Drumset war ich dann auch wach. Was da jetzt genau Rock, Punk oder Hardcore ist weiß ich nicht. Die steife Brise zog mich eher runter, daher nun Kräfte sammeln.

Vorher noch Beschallung der Emergenza-Gewinner Hanatochiruran aus Japan: Ein herzliches Willkommen auf der Hauptbühne!

PRESSEKONFERENZ

Nach der verregneten Nacht und dem großartigen Fest mit Timid Tiger und Shantel im Steinbruch, gibt´s von uns den ersten Blog heute von der großen Pressekonferenz mit dem Umweltbeauftragten Florian Vogel, Hitradio Antenne 1 Moderator Andreas Schmitt, Pressebeauftragter Florian Zoll und Hauptorganisator Volker Hirsch:

Frisch im Tal angekommen, hörten wir uns den zweiten Teil der Pressekonferenz an.
Das Wetter und das daraus resultierende Matsch-Schlammthema wollen wir nicht großartig breittreten, vor allem weil jetzt die Sonne raus gekommen ist. Ihr erlebt es ja alle am eigenen Leib und wir haben euch schon heute Nacht informiert, dass der Veranstalter sich intensiv mit der Abreise der Leute am oberen Zeltplatz beschäftigt und alle Hebel und Traktoren in Bewegung setzt. Der Zeltplatz ist den Verantwortlichen selbst ein Dorn im Auge aber aktuell kann an dieser Lage nichts verändert werden "Wir haben großen Respekt und Achtung für alle da oben". Eine weitere wichtige Maßnahme bzgl. der tragischen Witterung hat sich seit Jahren und auch dieses Mal bewährt: Die Hackschnitzel. Nichts zu Essen, sondern wertvoller Bodenbelag. Dieser gute Rindemulch ermöglicht uns allen einen einigermaßen festen Boden auf dem gesamten Gelände. Dieser muss neben dem Müll natürlich, wieder abgetragen und aus der Erde rausgeholt werden, da sonst die Grünflächen veröden. Das ist der Start eines ganzjährigen Tanzes der Veranstalter, um die Grünzonen des wunderschönen Taubertals zu erhalten bzw. wieder herzustellen.
Ein ebenso ganzjähriger Auftrag ist der Kampf um das nächstjährige Programm. Schon die nächsten Wochen werden die ersten 500 Anfragen für das 16. Taubertal-Festival gestreut. Oft ergeben sich aber durch die internationale Reputation der Bands interessante Anfragen und Vorschläge: So war das Schwärmen für das Rothenburger Festival von Martha (Frontfrau von Die Happy) auf der Hochzeit von Pink dafür verantwortlich, dass dieser internationale Star die proportional kleinen Bretter unseres Festivals betrat. Muse und Radiohead seien aber dennoch sicher keine Option, so Volker Hirsch, da müsse man bescheiden und realistisch bleiben. Trotzdem bemüht man sich um ein immer konstantes publikumsanziehendes Programm für nächstes Jahr.
Der Vorverkauf für 2011 hat bereits gestern begonnen. Für die "Die-Hard-Taubertal-Fans" gibt´s die ersten 1000 Tickets für nur 79 Euro.

Samstag, 14. August 2010

ABSCHLEPPEN

Der Veranstalter verkuendet: Um eine reibungslose Abreise zu gewaehrleisten, muessen wir voraussichtlich alle Fahrzeuge, die wir AUF den Platz geschleppt haben, wieder VOM Gelaende ziehen. Dafuer nehmen wir die Hilfe zahlreicher Landwirte dankend in Anspruch. Um diesen Helfern die Chance zu geben, ihre Unkosten zu decken, wird das Abschleppen 5,00 € kosten. Danke für Euer Verstaendnis!

MANSCHETTEN | ZUGEKNOEPFT

Lass ihn doch er will doch nur spielen. Glitzer, glitzer, eine bunte Show, funky and groovy, aber definitiv nicht Funk Anansie. Jan Delay minifestierte sich zum Idol, ob es auch dauerhaft funktioniert zeigen die Jahre. Abgeschlossen ist sein Prozess noch nicht, doch gut produziert.    

KLARA: Der Herr Eißfeldt auf der Eiswiese. Hip-Hop, Reggae, Soul, Funk... Musikalisch perfekt und mit Wumms und Funk haben sie das Tal klar gemacht. Also zumindest die unfassbar gut zusammengestellte Band Disko No.1. Gepackt hats mich nicht, die breite Masse war aber allem Anschein nach hell auf begeistert und feierte Jan Delay und Co bis zum letzten Ton.

REINA: Glimmbimm und Highend-Technik machts möglich, wenn da noch eine zehnköpfige Band im Rücken spielt ist das Ensemble nicht nur massentauglich. Was da Coverversion zu suchen haben verstehe ich nicht, unterstützt aber sicherlich das Vorhaben einer ganzheitlichen Zielgruppe. Ich für meinen Teil bin da raus, aber ihr dürft gerne alle weiter dazu "tanzen und kuscheln". Neben seinen eigentlichen st. paulischen Einstellungen a la Agitations-Politik ist der Auftritt jugendfrei.

Wir wollen jetzt in den Steinbruch aber es regnet, wie war das auf diesem Schild "es gibt ein Leben nach dem Regen."